Wenn die Temperaturen im Mai steigen, stabiler werden und es in der Natur kräftig spriesst und blüht, werden Gartenfreunde aktiv. Es gibt viel zu tun im Garten und Gemüsepflanzen oder blühende Balkonpflanzen werden in Töpfe oder direkt ins Beet gepflanzt. Wie heisst es so schön: «Alles neu macht der Mai.» Bei kälteempfindlichen Pflanzen ist aber Vorsicht geboten: Mitte Mai kehren die Eisheiligen mit niedrigen Temperaturen und teils sogar Nachtfrost ein.
Bauernregeln transportieren Wissen und Erfahrungen über ganze Jahrhunderte und treffen meist Aussagen über meteorologische Wahrscheinlichkeiten und Gegebenheiten. Einige halten sich bis heute; manche berechtigterweise, andere wiederum eher als Mythos. Wie sieht es damit bei den Eisheiligen aus?
Die Überlieferungen zu den Eisheiligen verweisen auf tiefe Temperaturen und Frostnächte, die bis zur ersten Maihälfte in unseren Breitengraden vorkommen können. Bei den Eisheiligen handelt es sich ursprünglich um kirchliche Gedenktage, an denen jedes Jahr vom 11. bis 15. Mai den Bischöfen und Märtyrern aus dem 4. Jahrhundert gedacht werden soll. Besonders für die Landwirtschaft wird ihnen eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Sie werden von gläubigen Bauern und Gärtnern im Gebet angerufen, um günstiges Wetter für ihre Ernten zu erbitten und um Schutz vor späten Frösten und Kälteeinbrüchen zu suchen.
Um folgende Persönlichkeiten handelt es sich bei den Eisheiligen:
Die Intensität der Eisheiligen ist stark abhängig von geografischen Gegebenheiten, wie z.B. der Höhenlage, und schwankt von Jahr zu Jahr. Doch auch Statistiken zeigen, dass die Temperaturschwankungen im Mai eine gewisse Regelmässigkeit aufweisen. Die Bauernregeln haben bei Gartenfreunden also durchaus noch ihre Berechtigung. Für ein Auspflanzen von empfindlichen Pflanzen wie Sommerflor, jungen Gemüsepflanzen und Setzlingen aller Art empfiehlt es sich – vor allem in höher gelegenen Regionen –, sich bis nach dem 15. Mai zu gedulden.
Seit Messbeginn im Jahre 1960 ist festzustellen, dass die durchschnittlichen Temperaturen in der Schweiz in den letzten Jahren höher ausfallen als noch vor 1'000 Jahren, als die meisten Bauernregeln formuliert wurden. Dadurch schränkt der Klimawandel die Aussagekraft mancher Bauernregel inzwischen stark ein. Auch die Witterungsverhältnisse und ihre Regelmässigkeit haben sich im Verlauf des 20. und 21. Jahrhunderts verschoben: So beginnt zum Beispiel die Vegetationsperiode der Pflanzen heute wesentlich früher als noch zu Beginn der Temperaturaufzeichnungen.
Bei den meisten mediterranen, tropischen sowie subtropischen Pflanzen ist bei kalten Nächten besondere Vorsicht geboten. Konkrete Beispiele dafür sind Sommerblühende Blumen, einjährige Balkon- oder diverse Kübelpflanzen.
Glücklicherweise gibt es heutzutage exakte Wettervorhersagen, die uns informieren können, wie kalt die Eisheiligen tatsächlich ausfallen. Ab Temperaturen unter 6 Grad sollten Sie für Ihre Pflanzen Vorsichtsmassnahmen treffen. Dadurch können Sie mit wenig Aufwand grossen Schäden vorbeugen. Für kurzfristigen Kälteschutz über Nacht reicht bereits ein Gartenvlies. Gefährdete Pflanzen oder Pflanzenteile sollten Sie gänzlich damit abdecken, sodass das Vlies als wärmende Decke agieren und die Pflanzen vor den kalten Temperaturen schützen kann. Besonders ist darauf zu achten , dass wirklich keine Spalten oder offene Stellen übrig bleiben, durch welche die kalte Luft doch noch zur Pflanze gelangen kann. Oft reicht es sogar, wenn Sie Ihre Pflanzentöpfe vorübergehend an einem geschützten Standort platzieren: zum Beispiel nahe an der Hausfassade, in einer vor Wind und Wetter geschützten Nische oder unter ein Vordach.
Die Zeit nach dem 15. Mai gilt als die Hauptpflanzzeit für einjährige Pflanzen im Garten. Dem Aussähen von Gemüse, dem Pikieren oder dem Bepflanzen von Balkonkisten sollte nun nichts mehr im Weg stehen – die schönste Zeit im Jahr für Gartenfreunde beginnt!