Haben Sie schon einmal eine Bepflanzung geplant oder umgesetzt mit dem Gestaltungselement «Duft»? Wenn nicht, dann ist es einen Versuch wert.
Ein gezielter Einsatz von Duftblühern steigert deutlich den Erlebniswert jedes Gartens. Eine besondere Rolle spielen dabei nachtduftende Gewächse, die vor allem von jenen Gartenliebhabern geschätzt werden, die ihren Garten, Balkon oder ihre Terrasse erst nach Feierabend geniessen können.
Die verführerischen Düfte von nachtduftenden Pflanzen helfen uns nicht nur entspannen, sondern steigern ganz allgemein unser Wohlbefinden und bescheren uns bezaubernde Tierbeobachtungen.
Als Duftpflanze bezeichnet man all jene Gewächse, deren Blüten oder Blätter selbständig einen Wohlgeruch verströmen, während sich bei Aromagewächsen der Duft erst mit dem Brechen oder Zerreiben von Blättern, Zweigen oder Wurzeln entfaltet.
Es gibt Pflanzen, die ihre Blüten erst abends oder in der Nacht entfalten, um mit ihrem Duft Nachtfalter und Motten zur Bestäubung anzulocken. Dabei ist auffällig, dass sie meist helle Blüten haben. Dunkle Blütenfarben werden in der Nacht „verschluckt“ und würden dadurch von den Nachtfaltern nicht gefunden werden.
Nächtliche Duftpflanzen spielten auch früher eine Rolle. So liessen die Herrscher des Mogulreichs (ein vom 16. bis Mitte 19. Jahrhunderts auf dem indischen Subkontinent bestehender Staat) Duftgärten anlegen. Die Gärten der Düfte wurden nur nachts, bei erträglichen Temperaturen aufgesucht. Die Bepflanzung dieser Gärten wurde ausschliesslich nach ihren Düften und der Erkennbarkeit der Pflanzenfarben bei Mondschein und Fackellicht (hauptsächlich weiss, aber auch blau) ausgesucht.
Von diesen Gärten zwischen Mauern lernen wir, dass Windschutz duftbewahrend wirkt. Ein Duftgarten oder eine Duftecke ist also optimalerweise von einer hohen Hecke eingefasst oder in einer geschützten Senke angelegt.
Es gibt erstaunlich viele Stauden, Sommerblumen, Gehölze und Zwiebelgewächse, die gerade abends intensiv duften. Davon tragen einige ihre Bedeutung schon im Namen wie zum Beispiel die Nachtkerze (Oenothera), die Nachtviole (Hesperis matronalis) oder die Engelstrompete (Brugmansia). Ihre betörenden Düfte schmeicheln unseren Sinnen und locken Nachtfalter zur Bestäubung an.
Erfreulicherweise fällt die Blüte der nachtduftenden Pflanzen meist in die Zeit der lauen Sommernächte, die man gerne allein oder in Gesellschaft draussen im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse verbringt. Um diese Zeit ist es auch oft windstill, was den Duftgenuss noch steigert.
Zu den ersten nachtduftenden Stauden im Frühling gehört die Wander-Flammenblume (Phlox stolonifera). An frischen Standorten im lichten Schatten von Gehölzen bildet sie mit ihren Ausläufern immergrüne Matten, aus denen sich von April bis Mai, je nach Sorte, purpurne, blaue oder weisse Blüten erheben. Sie verbreitet einen starken, geissblattähnlichen Geruch. Die Wald-Flammenblume (Phlox divaricata 'Clouds of Perfume'), deren Namen für sich spricht, wächst an ähnlichen Standorten. Ihr Geruch ist wie bei anderen Flammenblumen am späten Nachmittag und in den ersten Nachtstunden am intensivsten. Dies gilt auch für die hohe Flammenblume (Phlox paniculata). Ihre zahlreichen Sorten duften allerdings unterschiedlich stark und sind nicht für jedermann angenehm. Wie man weiss, ist ja die Wahrnehmung von Gerüchen individuell verschieden.
Die meisten Stauden mit nächtlichem Duft blühen im Sommer. Dann beglückt uns die Nachtviole (Hesperis matronalis) mit ihrem veilchenartigen Geruch. Auch die Zitronen-Taglilie (Hemerocallis citrina) hüllt sich in ihr bestes Parfüm. Weitere winterharte Pflanzen sind der malerische Losbaum (Clerodendron trichotomum fargesii), das am Tag und in der Nacht intensiv duftende Maiglöckchen (Convallaria majalis), die Schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia), die weissblühende Funkie 'Honeybells' (Hosta 'Honeybells'), die Madonnenlilie (Lilium candidum), verschiedene, kletternde Geissblätter (Lonicera), die weissblühende Magnolie (Magnolia sieboldii) oder die in der Nacht stärker duftende Palmlilie (Yucca filamentosa). Es gibt aber auch verschiedene nicht winterharte Pflanzen, die den ganzen Sommer den Garten beduften wie zum Beispiel die Vanilleblume (Heliotropium arborescens), die schlingende Mondwinde, auch Mondblüte oder Gute-Nacht-Blume genannt (Ipomoea) oder der süss duftende Ziertabak (Nicotiana).
Ausserdem ist noch die Nachtkerze (Oenothera) zu erwähnen, auf die bei einer Gestaltung mit Duftpflanzen keinesfalls verzichtet werden darf. Es gibt aufrechte und niederliegende Arten sowie gelb oder rosa blühende Sorten. Allen gemeinsam sind grosse, pergamentartige Schalenblüten und ein bezaubernder Duft. Besonders eindrücklich ist aber ihr abendliches Aufblühen im Zeitlupentempo. Nehmen Sie sich unbedingt einmal Zeit, um dieses Schauspiel zu beobachten. Dieses und die daran anschliessend überwältigende Duftentfaltung können ganze Abendgesellschaften beschäftigen.
Ob all der Faszination vergisst man leicht, dass die nachtblühenden und -duftenden Pflanzen ja gar nicht für uns Gartenliebhaber blühen und duften. Eigentlich wollen sie sich nur fortpflanzen und versuchen auf diese Weise, geeignete Bestäuber anzulocken. Da sich die meisten Gewächse auf tagaktive Insekten eingestellt haben, ist die Konkurrenz entsprechend gross. Nachtblühende Pflanzen verfolgen deshalb eine andere Strategie. Viele davon halten ihre Blüten tagsüber ganz oder halb geschlossen und verströmen wenig Duft. Erst in der Abenddämmerung, wenn Nachtfalter, nachtaktive Käfer und Schwebfliegen erwachen, ist die Zeit der nachtblühenden Pflanzen gekommen. Um das spärliche Licht optimal zu reflektieren und für die Bestäuber möglichst gut erkennbar zu sein, blühen viele Nachtblüher in hellen Farbtönen. Da aber nachtaktive Insekten meist besser riechen als sehen, ist ein verführerisches Parfüm um die Gunst der Bestäuber entscheidend.
Das abendliche Zusammentreffen der nachtblühenden Pflanzen und ihrer Bestäuber bietet ausserdem Gelegenheit für interessante Beobachtungen wie zum Beispiel die des Bestäubungsvorganges von Nachtfaltern mit ihren langen Rüsseln, welche in die oft tiefen Röhrenblüten eindringen. Ein faszinierender Anblick!
Eine standortgerechte Pflanzenauswahl ist stets Grundvoraussetzung für ein gutes Gedeihen und Entwickeln einer nachtduftenden Bepflanzung.
Man kann Duftgewächse mit anders gearteten Partnern kombinieren oder einen reinen „Duftgarten“ anlegen. Mittels Vermählung von verschiedenen Aromen wird eine harmonische Mischung erzeugt.
Duftpflanzen sollten an einer für die Nase gut erreichbaren Stelle, zum Beispiel am Beetrand oder erhöht in Gefässen oder Hochbeeten gesetzt werden.
Pflanzliche Wohlgerüche kommen an häufig benutzten oder passierten Orten am besten zur Geltung. Der Eingangsbereich, Terrassen, Balkone und andere Sitzplätze sowie Wegränder sind deshalb prädestiniert für Duftpflanzen.
Sie können sich auch in einem unserer Gartencenter informativ beraten lassen. Unsere Spezialisten geben Ihnen gerne Auskunft über nachtduftenden Pflanzen und ihre Verwendungsmöglichkeiten.