«Vor dem Holder soll man den Hut ziehen», so heisst es im Volksmund ehrfürchtig. Der Schwarze Holunder ( Sambucus nigra ) ist eine der ältesten und wertvollsten Heilpflanzen in unseren Breitengraden. Im Zuge des wiederentdeckten natürlichen Gesundheitsbewusstseins hat er in den letzten Jahren enormen Auftrieb erhalten.
Das einheimische und sehr gut winterharte Gehölz darf in keinem naturnahen Garten fehlen, ist aber auch im gepflegten Garten, besonders während der Blütezeit, ein wahrer Augenschein. Einige Sorten beeindrucken zusätzlich mit ihrem dunkelroten oder stark geschlitzten Laub. Anspruchslos wie er ist, hat er viel zu bieten: Neben Zauberkraft und Magie rund um den Schwarzen Holunder finden sich im alten Wissensschatz zahlreiche Heilanwendungen, die sich bis heute bewähren.
Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), auch bekannt als Holderbusch oder Holler, ist ein Strauch aus der Gattung Holunder (Sambucus). Die Gattung zählt über 25 Arten, wovon der Schwarze Holunder am bekanntesten ist.
Der sommergrüne Strauch ist einer der in Mitteleuropa häufigsten Straucharten. Ebenfalls anzutreffen ist er in Westsibirien, dem Kaukasus, Kleinasien und sogar Nordafrika, was auf eine besondere Robustheit des Strauches deuten lässt. In den Alpen ist er wild wachsend bis in die mittleren Gebirgslagen von etwa 1500 m.ü.M. anzutreffen, wo er auch auf trockenen und mageren Standorten zurechtkommt.
Seit Mitte der 1980er Jahre findet sich der Schwarze Holunder wieder in zunehmender Zahl in Kultur. Es existieren verschiedene Sorten, die zu unterschiedlichen Zwecken selektiert wurden.
Die Blüten und Früchte des Schwarzen Holunders finden noch heute vielfach Verwendung als Heilmittel, Lebensmittel und Farbstoff.
Der Schwarze Holunder ist ein bis 5 m hoher Strauch oder kleiner Baum mit breitaufrechter Wuchsform und starker Verzweigung. Die Zweige dieses einheimischen Strauches sind oftmals bogenartig ausladend. Die Triebe sind dick und mit Mark gefüllt. Die dickeren Äste sowie der Stamm haben eine längsgefurchte, graubraune, korkartige Borke. Die sommer- und frischgrünen, gegenständigen Laubblätter sind gefiedert mit gesägtem Rand.
Ab Mai bis in den Juli erscheinen am jungen Holz im Durchmesser bis zu 20 cm grosse, flache Schirmrispen aus vielen cremeweissen Einzelblüten. Sie sind eine wahre Augenweide. Ihr frischer, starker, fruchtigsüsser Duft ist unverwechselbar und typisch für den Schwarzen Holunder. Die Blüten werden rege von Bienen (Bienenweide) und Schwebfliegen besucht.
Im Herbst sorgen die hängenden Fruchtstände mit unzähligen, kugeligen, glänzend schwarzen Beeren für einen weiteren Höhepunkt. Sie zählen zu den Lieblingsspeisen vieler Vögel. Während die Beeren reifen, färben sich auch die Stiele, an denen sie sitzen, rötlich. Wie auch die Blüten, können die Beeren in verschiedener Art und Weise verwendet beziehungsweise verarbeitet werden.
Da die Beeren des Schwarzen Holunders im reifen Zustand schwach giftig sind, können sie nicht roh verzehrt werden. Erst nach dem Erhitzen sind sie bedenkenlos geniessbar.
Nicht so ist es mit den Beeren des Roten Holunders (Sambucus racemosa). Hier müssen vor der Verwendung zuerst die Samenkörner der Beeren, welche das giftige Sambunigrin enthalten, entfernt werden. Diese roten Beeren besitzen auch nicht die heilkräftige Wirkung der Beeren des Schwarzen Holunders.
Der anspruchslose Schwarze Holunder bevorzugt frische, nährstoffreiche Böden, gedeiht aber in jedem Boden. Er ist also sehr anpassungsfähig und gut schattenverträglich, auch wenn er dadurch weniger blüht und fruchtet.
Bei der Wahl des Standortes im Garten ist zu bedenken, dass der Strauch bis 5 m erreichen kann. Wird er allzu üppig, kann man ihn unbedenklich mit der Schere zurückschneiden.
Sehr attraktiv wirkt der Strauch im hauseigenen Garten während der Blütezeit. Auch seine Herbstfärbung von gelbem bis zu rotem Laub sorgt für einen zusätzlichen Zieraspekt. Dazu bieten sich unter anderem schwachwüchsige Sorten vom Schwarzen Holunder mit sehr dekorativem Laub an. Auch Sorten mit stark geschlitztem oder dunkelrotem Laub sowie weissrosa Blüten sind im Handel erhältlich. Lassen Sie sich im Hauenstein Gartencenter über die verschiedenen Holundersorten mit ihren Eigenschaften informieren.
Die wertvolle Heil- und Nutzpflanze hat heute noch im traditionellen Bauerngarten ihren festen Platz. Anspruchslos und resistent gegen Frost, Wind und Luftschadstoffe, eignet sich der Schwarze Holunder sogar zur Anpflanzung in verkehrsreichen Innenstädten.
Es gibt nur wenige Gehölze, die so vielfältig nutzbar sind wie der Schwarze Holunder: Blüten, Beeren, Blätter, Triebe, Rinde, Holz und selbst die Wurzeln bieten Wertvolles für den alltäglichen Gebrauch, die Ernährung und zu Heilzwecken.
Reife Holunderbeeren, die roh nicht verwertbar sind und meist Übelkeit und Erbrechen auslösen, weisen einen hohen Gehalt an Vitamin A, B und C sowie Kalium auf. Aus ihnen kann man Wein, Likör, Mus, Gelée oder Konfitüre zubereiten. Der Wein ist im Geschmack herb und löscht angenehm den Durst. Frischer Presssaft hat allerdings eine leicht abführende Wirkung.
Eine bekannte Zubereitungsform für die Blüten sind hausgebackene Holunderblüten. Dabei werden die Schirmrispen in einen dünnflüssigen Teig aus Mehl, Eiern und weiteren Zutaten getaucht und anschließend gebraten oder frittiert. Aus den Blüten wird auch der Holunderblütensirup und -sekt hergestellt.
Die Beeren des Schwarzen Holunders enthalten den violetten Farbstoff Sambucyanin. Dieser Farbstoff wurde früher zum Färben von Haaren, Leder oder auch Rotwein eingesetzt. Nachdem die Lebensmittelindustrie immer höhere Ansprüche an Färbemittel stellt, gewinnt dieser natürliche Farbstoff heute wieder an Wert. Er wird für Süssigkeiten oder Molkereiprodukte in der Lebensmittelindustrie, sowie auch in der Textilindustrie verwendet.
In der Antike galt die Pflanze als wichtige Arznei, und heute noch ist der Schwarze Holunder eines der bekanntesten Volksheilmittel. Er stützt das Immunsystem, gilt als wirkungsvolles Blutreinigungsmittel, wird zur Darmregulierung, Schmerzbekämpfung und vor allem bei Fieber und Erkältungskrankheiten erfolgreich eingesetzt.
Altbekannt ist der Tee aus Holunderblüten oder Rinde, der schweisstreibend wirkt und bei Grippe und Erkältungskrankheiten sowie auch bei Nieren- und Blasenleiden Verwendung findet.
Nach einigen Jahren kann im Winter ein Schnitt erforderlich sein, der sich allerdings auf das Herausschneiden von alten Trieben beschränkt. Wenn er einmal bis zum Boden zurückgeschnitten werden muss, dann treibt der Strauch unbeeindruckt wieder aus. Ansonsten ist der Schwarze Holunder sehr anspruchslos und pflegeleicht.
Zahlreiche Mythen und Bräuche ranken sich um den Schwarzen Holunder. Er wurde oft zum Schutz gegen böse Geister und gegen den Blitzeinschlag als Hausbaum gepflanzt. Er sollte die Bewohner und das Haus vor Unheil schützen. Früher zumindest waren die Germanen davon überzeugt, denn in ihm wohnt ja die Göttin Holder, der gute Geist des Hauses.
Der Name Holunder leitet sich möglicherweise aus der nordischen Mythologie ab, wo der Strauch Sitz der Göttin Holder oder Holla, der Beschützerin von Haus und Hof, war. Sie lieferte das Vorbild für Grimm's Märchenfigur Frau Holle. Die Schneeflocken beziehungsweise das Gold, das Frau Holle ausschüttelt, sind die weissen Blütensternchen des Schwarzen Holunders. Das Pech sind die schwarzen Beeren. Alle können davon ein Liedchen singen, die schon versucht haben, solche Flecken von den Kleidern zu entfernen.
Seine Eigenschaft, unverwüstlich zu sein, galt als Symbol für starke Lebenskraft.
Die in dem Artikel beschriebene Pflanze können Sie in unseren Gartencentern oder direkt in unserem Pflanzenshop beziehen.
Cremeweiss
Mai bis Juli
Bis 5 m