Veredelte Gehölze, wie z.B. Rosen, Obstbäume und verschiedene Ziersträucher bestehen aus einem Wurzelteil (Unterlage) und einem oberirdischen Teil (Edelsorte). Dabei kann es vorkommen, dass die Unterlage plötzlich eigene Austriebe (Wildtriebe) hervorbringt. Diese Wildtriebe müssen entfernt werden, weil sie das Wachstum der Edelsorte negativ beeinflussen. Die Wildtriebe konkurrieren mit der Edelsorte Nährstoffe, Wasser, Licht und überwachsen sie schliesslich. Das kann bis zum Absterben der Edelsorte führen.
Sie treiben unterhalb der Veredlungsstelle aus und weichen oft vom Aussehen der Edelsorte ab.
Beispielsweise gesellen sich neue Triebe mit lilafarbenen Blüten zum weissblühenden Edelflieder (zur Blütezeit ist der Wildtrieb an der lila Blütenfarbe klar zu erkennen). Das gilt für alle Syringa vulgaris-Sorten.
Bei einer veredelten Korkenzieherhasel (Corylus avellana 'Contorta') sind die Äste knorrig gewunden. Die Wildtriebe, die im Frühjahr aus dem Boden nahe der Pflanze austreiben sind hingegen schnurgerade.
An Edelrosen kommen Wildtriebe gerade dann vor, wenn die Veredlungsstelle nicht ausreichend mit Erde abgedeckt ist. Die Wildtriebe haben in der Regel kleineres Fiederlaub als die Edelsorte und weichen manchmal auch in der Laubfarbe von ihr ab.
Damit aus einem zurückgeschnittenen Wildtrieb nicht drei neue wachsen, ist er direkt am Ansatz zur Wurzel bogenförmig zu entfernen. Das geht am besten mit einem sehr scharfen Messer. Es darf kein Stummel stehen bleiben. Eventuell ist der Wildtrieb zuvor vom Boden freizulegen. Weiche Rosentriebe lassen sich übrigens gut ausreissen. Anschliessend den Wurzelbereich wieder mit Erde auffüllen. Bei Rosen ist darauf zu achten, dass die Veredlungsstelle etwa 5 cm mit Erde bedeckt ist.