Obstbäume bleiben über lange Zeit vital und bilden aromatische, grosse Früchte aus – vorausgesetzt sie erfahren ein gewisses Mass an Pflege. Dazu gehören das Schneiden der Bäume, das Auspflücken überzähliger Früchte bei Apfel- und Birnbäumen sowie das Formieren bei Steinobstbäumen.
Die wohl wichtigste Pflegemassnahme für Obstbäume stellt der Obstbaumschnitt dar. Man unterscheidet hier zwischen Winter- und Sommerschnitt. Der Winterschnitt ist ein kräftiger und umfangreicher Schnitt, der sich erheblich auf die Form, das Wachstum und den Fruchtholzansatz der Bäume auswirkt. Ziel dieses Schnitts ist daher die Erziehung der Bäume und die Förderung des Fruchtholzes. Der Sommerschnitt stellt eine ergänzende Massnahme zum Winterschnitt dar. Der «richtige Schnittzeitpunkt» im Sommer reguliert den Zuwachs des Baumes und das Ausbilden der Früchte auf sanfte Art. Die Früchte im Bauminnern bekommen dadurch mehr Licht und bilden anschliessend eine bessere Farbe aus.
Gegen Ende Juni ist «der richtige Schnittzeitpunkt» für einen solchen Sommerschnitt an Apfel und Birne. Die Konkurrenztriebe/starken Wasserschosse (starke einjährige Triebe), die senkrecht aufstreben, sind zugunsten der Triebe mit flachem Winkel zu entfernen. Dort bilden sich dann vermehrt die erwünschten Blütenknospen für das Folgejahr. Für den Fall dass ein Baum nur mit wenigen Trieben garniert ist, können schwache Wasserschosse stehen bleiben.
Steinobst wird im Sommer normalerweise nicht geschnitten, denn der «richtige Zeitpunkt» für den Erziehungsschnitt liegt im Winter. Es gibt eine Ausnahme: Sind alte Bäume jahrelang nicht geschnitten worden, können grosse Schnitteingriffe erforderlich werden. Dabei sind oftmals alte und dicke Äste mit Durchmessern von mehr als 15 cm zu entfernen. Solche erheblichen Schnitteingriffe sind besser im Sommer nach der Ernte der Früchte vorzunehmen, da die Wunden dann schneller verheilen. Die vorzunehmende Pflege, insbesondere den Winterschnitt von Kernobstbäumen und den Winterschnitt von Steinobstbäumen, finden Sie detailliert und anschaulich im Video.
Zahlreiche Apfel- und Birnsorten lassen im Juni einen Teil ihrer noch unreifen Früchte fallen. Man spricht hier vom sogenannten Junifall. Das natürliche Ausdünnen hat den Vorteil, dass sich die verbleibenden Früchte kräftiger entwickeln, grösser und auch aromatischer werden. Besonders bemerkbar macht es sich, wenn die Früchte zunächst zu 3–5 Stück in Quirlen stehen, nach dem Junifall aber nur 1–2 Früchte pro Quirl zurückbleiben. Nun kann es vorkommen, dass der Junifall schwächer ausfällt oder dass die eine oder andere Sorte generell wenig Früchte fallen lässt. Das Auspflücken kann hier helfen, zu grossen und aromatischen Früchten zu kommen. Dazu entfernt man Ende Juni gezielt Früchte. Es bleiben jeweils nur die besten 1–2 Einzelfrüchte pro Fruchtbüschel zurück. Voraussetzung für das Auspflücken ist allerdings, dass die Pflanzen im Vollertrag stehen. Sie sind dann etwa 5–15 Jahre alt. Die Pflege und detaillierte Hinweise über Obst-Säulen-und Spalierbäume finden Sie im Video.
Steinobst erfährt im Sommer gewöhnlich keinen Schnitt. Stattdessen werden die Pflanzen formiert. Dazu wird das junge Fruchtholz in eine nahezu waagerechte Position heruntergebunden oder entsprechend mit kleinen Gewichten «heruntergezogen». In dieser Position beruhigt sich das Wachstum des Baumes. Es entwickeln sich im Folgejahr mehr Blüten und damit auch Früchte.