Am 4. Dezember, dem Barbaratag, werden traditionell Kirsch-, Apfel- oder Forsythienzweige in der warmen Stube in eine Vase gestellt. Mit etwas Glück erblühen die Barbarazweige rechtzeitig zum Weihnachtsfest und bringen einen Hauch Frühling in Ihr Zuhause. Doch woher kommt die Tradition? Und was braucht es, damit der Barbarazweig auch bei Ihnen an Weihnachten erblüht?
Der Brauch der Barbarazweige geht auf die Legende der heiligen Barbara zurück und erinnert bis heute an diese. Das gemeine Volk lieh sich aus der dramatischen Legende das schöne Motiv vom erblühenden Kirschzweig. Daraus entwickelte sich der Brauch, am Namenstag der heiligen Barbara, dem 4. Dezember, Barbarazweige zu schneiden und diese in eine mit Wasser gefüllte Vase zu stellen. Die Zweige sollen bis zum Heiligen Abend blühen und zum Weihnachtsfest das Haus oder die Wohnung schmücken. Dem Volksglauben nach soll das Aufblühen der Barbarazweige Glück und Segen im kommenden Jahr bringen.
Die heilige Barbara ist Schutzpatronin der Bergleute, der Feuerwehrleute, der Baumeister, der Turmwächter und vieler weiterer Berufsgattungen. Bei den Katholiken gehört sie zu den 14 Nothelfern und soll vor plötzlichem Tod und Blitzschlag schützen.
Es gibt verschiedene Legenden über die heilige Barbara. Eine Legende sagt, dass sie am Ende des 3. Jahrhunderts in der Stadt Nikomedia (heute Izmit in der Türkei) gelebt haben soll. Als Tochter des reichen griechischen Kaufmanns Dioskuros war Barbara eine sehr schöne und kluge Frau. Da ihr Vater viel auf Reisen ging, liess er aus Angst um seine Tochter Barbara in einen Turm einsperren. Barbara glaubte an Gott und verehrte ihn. In Abwesenheit ihres Vaters liess sie sich gegen seinen Willen vom Priester taufen. Den damaligen römischen Kaiser machte dies sehr wütend, denn er hielt sich selbst für Gott. Er regierte und bestimmte über das Leben der Menschen. So verurteilte er Barbara und liess sie ins Gefängnis bringen. Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein Kirschzweig in Barbaras Kleid. Im Gefängnis entdeckte Barbara den Zweig an ihrem Kleid und tränkte ihn mit dem wenigen Wasser, das sie zum Trinken bekam. Die Folterungen im Gefängnis sollten Barbara von ihrem Glauben abbringen. Doch Barbara blieb ihrem Glauben treu. Ihren Vater ärgerte das so sehr, dass er seine Tochter hinrichten liess. Am Tag der Hinrichtung erblühte der Kirschzweig in der Gefängniszelle von Barbara mit wunderschönen Blüten, obwohl es tiefer Winter war. Für Barbara waren die wundersamen Blüten ein Hinweis auf das Himmelreich, das sie erwartete. Barbaras Vater soll sie persönlich mit einem Schwert geköpft haben. Gott bestrafte den Vater dafür aber mit einem tödlichen Blitzschlag.
Barbarazweige können schon vor dem 4. Dezember geschnitten werden. Dafür eignen sich vor allem Gehölze wie Kirsche (Prunus), Apfel (Malus), Zwetschge (Prunus), Japanische Zierkirsche (Prunus serrulata), Forsythie (Forsythia) oder Zaubernuss (Hamamelis).
Barbarazweige blühen erst, wenn sie mindestens einmal dem winterlichen Frost ausgesetzt waren. Nur durch den Kältereiz werden die Pflanzen zum Blühen angeregt. Deswegen sollten die Zweige nicht zu früh geschnitten werden. Falls eine Unsicherheit bezüglich Frostnacht besteht, können die Zweige vor dem Einstellen in die Vase in einer kalten Nacht auf den Balkon oder in den Garten gelegt werden, damit sie den Frost mitbekommen. Falls in der Adventszeit eher milde Temperaturen herrschen, können die Barbarazweige nach dem Schnitt für einige Stunden in das Tiefkühlfach gelegt werden, um damit den frostigen Winter zu simulieren.
Am 4. Dezember werden dann die gesammelten Zweige schräg angeschnitten und in eine Vase, gefüllt mit lauwarmem Wasser, gestellt. Das Wasser sollte regelmässig gewechselt werden. In der Wärme Ihres Zuhauses treiben die Barbarazweige dann neue Knospen, die pünktlich zum Weihnachtsfest erblühen. Die frischen und duftenden Blüten sind eine willkommene Abwechslung im Advent.
Die Vase platziert man am besten im warmen Wohnraum, aber nicht direkt neben einer Heizquelle. Zu viel trockene Heizungsluft lässt die Barbarazweige schneller vertrocknen.
Das Brauchtum des Aufstellens eines Barbarabaumes ist eine Sonderform der Barbarazweige und existiert heute als Brauch nicht mehr.
Für den Barbarabaum wurden jeweils vor dem 4. Dezember ganze Äste oder stärkere Zweige von Obstgehölzen, Kastanien, Birken und Vogelbeeren geschnitten und am Barbaratag in die warme Stube gestellt, damit sie am Weihnachtsfest erblühten. Der Barbarabaum wurde reich behängt mit vergoldeten Nüssen und Äpfeln, später auch mit gläsernem Christbaumschmuck.
Je nach Region werden die Barbarabäume als Vorläufer des Christbaumes angesehen. Heute sind Barbarabäume nicht mehr erlaubt, da das Plündern von Obstbäumen (der Abschlag von Ästen) überhandnahm und zu Schädigungen an den Obstbäumen führte.