Eine Gehölzverankerung, auch Gehölzbefestigung oder Bindung genannt, ist nach der Neupflanzung von grösseren Sträuchern und Bäumen, Stammrosen und Zierbäumen in der Regel zwingend. So können die Gehölze in Ruhe neue Wurzeln in dem umgebenden Boden ausbilden. Die Verankerung soll primär starke und ruckartige Bewegungen, welche der Wind verursacht, verhindern. Andererseits muss dem Gehölz ein gewisses Mass an Bewegungsfreiheit gewährt werden, damit es sich an die örtlichen Windverhältnisse anpassen kann. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Eine Windsicherung von frisch gepflanzten Gehölzen (Topf/Container oder ausgegraben), die grösser als einen Meter sind oder einen Stamm haben, sollte immer erfolgen. Durch den unvermeidbaren Verlust von Wurzelmasse bei ausgegrabenen Pflanzen oder dem reduzierten Wurzelbereich bei Topf-/Containerpflanzen, dient die Verankerung dazu, die Standsicherheit während der Einwurzelphase auf dem neuen Standort zu erhöhen, beziehungsweise zu gewährleisten. Es ist für das Anwachsen enorm wichtig, dass der Wurzelballen ruhig steht, damit die neugebildeten, feinen Wurzeln störungsfrei wachsen können und nicht ständig abgerissen werden. Der Grund ist einfach. Durch den Wind wirken die oberirdischen Teile (Stamm, Äste) wie ein Hebel, der sich auf den Wurzelballen verstärkt auswirkt.
Ohne Sicherung/Verankerung schaukeln die Windkräfte das Gehölz hin und her. Die Folgen davon sind: neu gebildete Wurzeln reissen wieder ab und damit wird die Versorgung der oberirdischen Teile gestört. Das kann zu einem verzögerten Anwachsen, zu einem reduzierten oberirdischen Wachstum und im extremsten Fall zum Absterben des Gehölzes führen.
Auch Gehölze, die in einem Topf oder Container kultiviert wurden, sind zu sichern. Zwar haben sie keine Wurzelmasse nach dem Verpflanzen verloren, aber durch den reduzierten Wurzelraum im Topf/Container konnten sich weniger Wurzeln bilden und schon gar keine mit der eigentlichen Funktion der Verankerung. Das brauchten sie auch nicht, da bei Topf-/Containerpflanzen in der Regel eine Standhilfe in der Kulturzeit vorhanden ist. Deshalb steht die Wurzelmasse in einem Missverhältnis zur Grösse der Pflanze. Das hat dann Auswirkungen bei einer Pflanzung im Garten. Auch sind es Kübel- und Containerpflanzen gewohnt, regelmässig gewässert zu werden. Ausgepflanzt ist auch bei diesen Pflanzen in den ersten Jahren eine Verankerung sehr wichtig.
Bei der fachgerechten Verankerung von Gehölzen ergeben sich mehrere Möglichkeiten. Primär wird in oberirdische und unterirdische Verankerungen unterschieden, wobei die oberirdische Verankerung die klassische Variante ist. Sie wird in der Praxis vom Profi und insbesondere im Privatgarten auch häufiger verwendet.
Seit einigen Jahren kommen auch immer mehr Unterflurverankerungen, auch unterirdische Verankerungen genannt, zum Einsatz, die vor allem bei Pflanzungen von Gehölzen auf unterirdischen Bauten (Tiefgarage oder Dachgarten mit geringem Erdaufbau) eine optimale Gehölzverankerung gewährleisten. Ein weiterer Grund sind ästhetische Überlegungen, da sie oberirdisch nicht sichtbar sind. Bei engen, knappen Platzverhältnissen, auf Plätzen sowie entlang von Strassen sind unterirdische Verankerungen eine gute Lösung.
Für eine fachgerechte Unterflurverankerung von Gehölzen empfiehlt es sich, eine Fachperson, z.B. von einem Gartenbau-Unternehmen, beizuziehen.
Oberirdische Verankerungen sind im Gegensatz zu unterirdischen Verankerungen sichtbar, was optisch nicht immer erwünscht ist. Jedoch kann diese Art von Verankerung über die Jahre auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft und nach Bedarf nachgebessert oder, wenn nicht mehr nötig, entfernt werden.
Im Folgenden werden ein paar gängige Verankerungen aufgezählt:
Schrägpfähle eignen sich zur Verankerung von Sträuchern und kleineren Bäumen. Die Pfahlköpfe zeigen in der Regel gegen die Hauptwindrichtung, in Fahrbahnnähe jedoch parallel zur Fahrbahn.
Senkrechtpfähle sind vor der Pflanzung einzuschlagen. Sie eignen sich für die Befestigung von kleinen Bäumen und Stämmchen von Sträuchern, z.B. Stammrosen, kleine Zierbäumchen. Der Pfahldurchmesser sollte 3 cm nicht unterschreiten, bei grösseren Pflanzen 5 cm.
Zweipfahlverankerungen mit oder ohne Querholz eignen sich nur für kleinere Sträucher und Bäume bis zu einem Stammumfang von 14 bis 16 cm. Der Pfahldurchmesser sollte mindestens 10 cm betragen.
Eine klassische Form für die Befestigung von Bäumen ist der Drei- oder Vierbock mit oder ohne Querverlattung.
Drei- und Vierböcke sind die beste Verankerungsmöglichkeit für Bäume in windexponierten Lagen. Durch ein leichtes Zusammenziehen der Pfähle und Verbinden durch Querhölzer ergibt sich ein gleichseitiges, stabiles Drei-, beziehungsweise Viereck. Damit die Verankerung während der gesamten Standzeit funktionsfähig bleibt, sind Pfähle mit mindestens 5 bis 10 cm Durchmesser zu verwenden. Die Latten der Halbrundhölzer müssen mit jeweils 2 bis 3 Nägeln oder einer Verschraubung an den Pfählen befestigt werden.
Als Bindematerial hat sich Kokosstrick sehr bewährt, da er grob genug ist, sodass er nicht in die Rinde einschneidet. Grundsätzlich sind aber alle Bindematerialien möglich. Eine mindestens jährliche Kontrolle der Bindung ist zu empfehlen. Eine zu enge, zu lockere oder beschädigte Bindung ist sofort zu ersetzen. Nur eine intakte Verankerung ist für das Gehölz von Vorteil.
Eine Verankerung mit Draht eignet sich für grössere Bäume. Bei dieser Art von Gehölzverankerung werden 3 bis 4 Drähte mit breiten Gurten im Bereich des Astwerkes befestigt und mittels Wicklung oder Spanner verspannt. Das verteilt den Druck auf die vielmals dünne und empfindliche Rinde am besten. Alternativ kann man z.B. ein Stück von einem alten Wasserschlauch verwenden. Diesen stülpt man, dort wo der Draht mit dem Gehölz in Kontakt kommt, über den Abspannungsdraht. So wird das Gehölz durch den Draht nicht verletzt. Der Druck auf die Rinde ist aber klar grösser als bei einer breiten Gurte. Der Draht kann mit Erdankern im Untergrund oder im Boden eingeschlagenen Rundhölzern fixiert werden.
Für Grossbäume empfiehlt sich eine Abspannung mit Stahlseilen. Auch hier wird das Stahlseil, wie oben beschrieben, im Bereich des Astwerkes befestigt und über Spannschlösser verspannt.
Grundsätzlich setzen unterirdische Verankerungen einen festen Wurzelballen voraus.
Die effizienteste Art von Verankerung für Bäume ist die Unterflurverankerung mit Erdankern. Bei dieser Art von Verankerung werden die Erdballen der Gehölze mittels Spanngurten, welche über den Erdballen führen, verspannt und an den Erdankern fixiert. Bei dieser Verankerungsvariante wird der Erdballen unterirdisch zur Fixierung auf den Boden gespannt.
Bei Pflanzungen auf Dachgärten oder Tiefgaragen, wo Erdanker wegen des geringen Erdaufbaus nicht eingesetzt werden können, empfiehlt es sich, eine Drahtmatte (Baustahlmatte) als Erdankerersatz unterzulegen und den Wurzelballen auf die Unterlage zu stellen. Danach kann der Ballen mit Spanngurten verspannt werden, welche dann an der Drahtmatte fixiert werden.
Unterirdische Verankerungen sind für unerfahrene Personen nicht einfach zu installieren. Daher empfiehlt es sich, hier einen Profi (Gartenbau-Unternehmen) beizuziehen.
Die Dauer der Verankerung richtet sich nach der Grösse der Gehölze und dem Standort. Faktoren, die die Qualität eines Gehölzstandortes beeinflussen können sind die Windexposition, die Bodenbeschaffenheit (humos, lehmig, feucht, trocken), aber auch die topografische Lage (Steilhang oder Ebene). Je nach Qualität des Standortes kann eine Gehölzverankerung für längere oder kürzere Zeit nötig sein. In der Regel werden Verankerungen zwischen 2 und 4 Jahren am Gehölz belassen. Unterirdische Verankerungen werden nach dem Anwachsen der Gehölze nicht entfernt.
Baumverankerungen sollten mindestens ein- bis zweimal pro Jahr auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft werden. Zu eng sitzende Bindungen oder Verspannungen können zu Einschnürungen führen. Zu lockere Verankerungen erfüllen nicht die Funktion oder verursachen durch Reibung Schäden am Gehölz.