Mädchenhaarbaum – Ginkgo biloba

Der Ginkgobaum wird oft als "lebendes Fossil" bezeichnet. Versteinerungen belegen, dass nahe Verwandte des heutigen Ginkgos bereits vor 300 Millionen Jahren vorkamen. Seine Vitalität ist legendär! Die ältesten Ginkgos wachsen in China. Sie sollen 4000 Jahre alt sein!

Ginkgo biloba 'Tit' Foto © PlantaPro
Ginkgo biloba 'Tit' Foto © PlantaPro

Seine bei uns immer grösser werdende Popularität verdankt der Mädchenhaarbaum (Ginkgo biloba) sicherlich auch seiner Robustheit. Obwohl sein "Bauplan" mehrere hundert Millionen Jahre alt ist, scheint er sich in unserer heutigen Zeit weitaus besser zu Recht zu finden als entwicklungsgeschichtlich wesentlich jüngere Pflanzen. Aber er ist nicht nur äusserst gesund und robust, sondern auch eine Zier für jeden Garten. Dank neuen Sorten lassen sich auch in kleinen Gärten problemlos Ginkgos pflanzen. Der Mädchenhaarbaum, wie der wenig benutzte deutsche Name lautet, ist ein überaus attraktives Gehölz mit vielen Verwendungs-Möglichkeiten und grosser Vergangenheit.

Der Sonderling

Im Pflanzenreich nimmt der Ginkgo eine Sonderstellung ein. Der Ginkgo ist weder ein Nadelbaum noch ein Laubgehölz, sondern gehört zu den nacktsamigen Palmfarnen. Sein ganzer Aufbau spiegelt ein frühes Stadium der Evolution wieder. Er ist das einzige, noch lebende Bindeglied zwischen Farnpflanzen und höheren Pflanzen. Schon im 18. Jahrhundert wurde klar, dass der Ginkgo weder Fisch noch Vogel ist und wurde darum bis 1897 bei den "plantae obscurae" eingeteilt, den Pflanzensonderlingen. Danach wurde er den Nadelgehölzen zugeordnet. Dank dieser Besonderheit ist der Ginkgo immer wieder in Kreuzworträtseln und anderen Wissens-Quiz anzutreffen.

Herkunft und Bedeutung

Im Erdmittelalter, also vor rund 150 Millionen Jahren, waren Ginkgo-Gewächse auf der Nordhalbkugel sowie in der Südhemisphäre zahlreich vertreten. Bis ins jüngste Tertiär (bis in eine Zeit von weniger als 5 Millionen Jahren) waren Ginkgobäume Bestandteil der europäischen Gehölzflora. Dann kam die Klimaverschlechterung und die Eiszeit und damit das Aus für den Ginkgo in Europa. Die natürliche Verbreitung beschränkt sich heute auf China, Korea und Japan.
Um 1730 gelangte der Ginkgo wieder nach Europa. Von den Botanischen Gärten in Utrecht und Leyden aus trat er einen regelrechten Siegeszug an. Zuerst fanden die majestätischen, eigenwilligen Bäume ihres Aussehens wegen grosse Beachtung. Dann nahm der Ginkgo Einzug in Kunst und Kultur. Vor allem die speziellen, Fächer gleichenden Blätter inspirierten die Kunstschaffenden. 1815 schrieb Goethe sein bekanntes "Ginkgo-Gedicht". Auch im Jugendstil wurde die Form des Ginkgo-Blatts oft und gerne als ein zierendes Ornament verwendet.
In seiner Heimat in Asien gilt der Ginkgobaum seit Jahrtausenden als heiliger Baum und wird entsprechend verehrt. Er ist ein Symbol für Fruchtbarkeit, Hoffnung und für ein langes Leben. Die Blätter und Samen werden in der chinesischen Medizin seit Jahrhunderten als Heilmittel gegen Asthma, Bronchitis und Hautunreinheiten eingesetzt. Seit rund 60 Jahren werden auch bei uns die Inhaltsstoffe des Ginkgos erforscht. Heute gehört der Ginkgo, neben dem Johanniskraut, zu der am besten erforschten Heilpflanze. In der modernen Medizin wird er vor allem verwendet, um die geistige Leistungsfähigkeit zu fördern.

Aussehen

Von weitem auffallend ist die interessante Wuchsform. Die Krone ist in jüngeren Jahren oft unregelmässig kegelförmig, erst mit zunehmendem Alter wird die Baumkrone ausladender und breiter. Der Ginkgo bildet Langtriebe, die sich mit zunehmendem Alter stärker verzweigen. An den Enden dieser Triebe sitzen Kurztriebe. An den Langtrieben sind die Blätter wechselständig angeordnet. Häufig bilden sich an alten Ästen und am Stamm neue Triebe.
Ginkgobäume sind zweihäusig, dass heisst es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die erste Blüte erscheint erst nach etwa 25-30 Jahren. Bis dahin bleibt es schwierig, weibliche von männlichen Pflanzen zu unterscheiden. Es heisst, dass weibliche Bäume 2-3 Wochen später austreiben und das Laub im Herbst entsprechend länger behalten. Auch sollen die männlichen Pflanzen einen aufrechteren Wuchs haben als die weiblichen. Trotz allem, es bleibt nach wie vor schwierig, das Geschlecht bei einem Jungbaum 100%ig zu bestimmen.
Reifen bei weiblichen Pflanzen Früchte heran, haben sie das Aussehen einer kleinen gelb- bis orangefarbenen Aprikose mit etwa 2,5 cm Durchmesser. Der Name Ginkgo lässt sich vom chinesischen Wort "gin-kyo" ableiten und bedeutet Silberaprikose. In China und Japan werden die Früchte geröstet und gelten als Delikatesse. Die Früchte fallen erst mehrere Wochen nach dem Laubfall ab. Werden die essbaren Früchte nicht verwendet empfiehlt es sich trotzdem, die am Boden liegenden Früchte wegzuräumen. Der Geruch der verrottenden Früchte ist nicht angenehm. Er soll nach Buttersäure stinken! Übrigens, bei den meisten Sorten tritt dieses Problem nicht auf, da sie männlich sind und damit keine Früchte tragen.

Charakteristische Blätter

Besonders charakteristisch und unverwechselbar sind die Blätter des Ginkgos. Die frischgrünen Fächerblätter sind unterschiedlich in der Form. An manchen Ästen ist ihre Form fächerartig ohne Einschnitte, an anderen mehr oder weniger tief gelappt. Der Blattstiel ist lang und ohne Mittelrippe, sondern mit zwei Seitenrippen. Die Blattadern teilen sich bereits gabelförmig am Stiel.
Im Herbst verfärben sich die Blätter leuchtend goldgelb. Die Herbstfärbung ist ein eigentlicher Höhepunkt oder ein grandioses Finale. Ein richtiger Augenschmaus, den uns der Ginkgo dann beschert!
Die Ähnlichkeit mit den Blättern des Frauenhaarfarns brachte dem Ginkgo auch den deutschen Namen Mädchenhaarbaum ein.
Diese besondere Blattform und die Symbolkraft haben bis in die heutige Zeit Künstler, Dichter und Gestalter inspiriert. So sind Schmuckstücke mit der Form eines Ginkgo-Blatts keine Seltenheit. Im Jugendstil wurde oft die Abbildung eines einzelnen Ginkgo-Blatts als Fassadenschmuck verwendet.

Standort und Verwendung

An den Boden werden keine besonderen Ansprüche gestellt. So gedeiht Ginkgo in jedem normalen Gartenboden.
Die Ginkgobäume benötigen vollsonnige Standorte. Das ist der wichtigste Punkt bei der Standortwahl. Die Bäume gelten als besonders hitze- und krankheitsresistent und auch gegen Luftverschmutzung zeigen sie sich unempfindlich. Diese Eigenschaften werden in Fachkreisen auch als industriefest bezeichnet und machen diesen Baum zu einem idealen Stadtbewohner. Er kann sehr schön als Alleebaum verwendet werden oder als Solitär, das heisst in Einzelstellung mit viel Platz rundherum. So sind die älteren Exemplare meist auch in botanischen Gärten und Parkanlagen, oder in Begleitung eines markanten Bauwerks zu finden. Heute ermöglichen neue Sorten auch die Pflanzung in kleinen oder sogar kleinsten Gärten. Es gibt geeignete Sorten, die als Kübelpflanze gezogen, viele Jahre auf Balkon, Terrasse oder Dachgarten wachsen. Nicht vergessen werden darf die Eignung als Gartenbonsai.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Ginkgo robust, gesund, pflegeleicht und dank den neuen Sorten fast überall zu verwenden ist!

Sortenvielfalt

Das Ginkgo-Sortiment erweitert sich ständig. Der normale Ginkgo biloba ist nur für sehr grosse Gärten oder Parks zu verwenden, da er sehr hoch und mächtig wird. Deshalb ist bei der Züchtungsarbeit für neue Sorten v.a. die Verringerung der Grösse ein zentraler Punkt.
Heute gibt es spezielle Säulenformen, welche die Vertikale betonen und mit wenig Gartenfläche auskommen. Oder wie bereits oben erwähnt Sorten die sich für Kübel oder Trögen bestens eignen. Wir bieten verschiedene Sorten in unterschiedlichen Stammhöhen an, von klein bis gross! Auch die Blattformen unterscheiden sich je nach Sorte. So lohnt sich ein Besuch in unseren Gartencentern doppelt. Einerseits um sich vor Ort von der Vielfalt zu überzeugen und andererseits, um sich bei der Wahl Ihres persönlichen Ginkgos beraten zu lassen!

Goethes Ginkgo-Gedicht

Im Jahre 1815 schrieb Johann Wolfgang von Goethe (28.8.1749 – 22.3.1832) das berühmte Ginkgo-Gedicht. Seit dieser Zeit wurde es immer wieder der veränderten Sprache angepasst. Das hier ist die Originalfassung von Goethe, welche er mit zwei getrockneten Ginkgo-Blättern geschmückt hat.

GINKGO BILOBA

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt,
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt.

Solche Frage zu erwiedern
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern

Dass ich eins und doppelt bin

Ginkgo biloba 'Tit' Foto © PlantaPro
Ginkgo biloba 'Tit' Foto © PlantaPro

Wuchs

Kegelförmig (unregelmässig)

Früchte

Gelb bis Orange

Standort

Vollsonnig

Ginkgo biloba 'Blagon'
Ginkgo biloba 'Blagon'
Ginkgo biloba 'Troll'  Foto © Günter Diekmann
Ginkgo biloba 'Troll'
Foto © Günter Diekmann
Ginkgo biloba 'Blagon'
Ginkgo biloba 'Blagon'
Ginkgo biloba 'Blagon'
Ginkgo biloba 'Blagon'
Ginkgo biloba 'Troll' Foto © Günter Diekmann
Ginkgo biloba 'Troll'
Foto © Günter Diekmann
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