In der laublosen Jahreszeit Winter fallen mit Efeu (Hedera) bewachsene Laubbäume besonders positiv auf. Den meisten Leuten gefällt dieser Anblick. Die Diskussion, ob dieser Bewuchs dem Baum schadet oder nicht, kommt immer wieder auf. Die Antwort lautet klar: Nein, Efeu schadet nicht, wenn ein paar Punkte beachtet werden.
Efeu ist eine stark wachsende, immergrüne Kletterpflanze, die sowohl als Bodendecker wie auch als Schlingpflanze in diversen Gärten Verwendung findet. Sie ist einheimisch und kommt in Wäldern, an Waldrändern oder an anderen halbschattigen bis schattigen Standorten vor. Bei der Pflanze ist eine grosse Sortenvielfalt erhältlich: dunkelgrüne, aber auch weiss oder gelb panaschierte, klein- oder grossblättrige, stark oder wenig eingeschnittene Blätter sind möglich. Alle eignen sich grundsätzlich für die Begrünung von Bäumen, wobei die schwach wachsenden Sorten sicher weniger auffällig sind.
Die in der Pflanzenwelt eher selten auftretende Eigenart der verschiedenen Altersformen (Heterophyllie) ist bei Efeu sehr ausgeprägt. Jeder, der Efeupflanzen unterschiedlichen Alters aufmerksam betrachtet, wird feststellen können, dass die Pflanzen mit zunehmendem Alter die Form ihrer Blätter verändern. Der typisch gelappte Blattumriss der Jugendform verändert sich im Alter immer mehr zu einem Herzform hin. Die Unterschiede sind frappant: Die Triebe der Altersform sind nicht mehr starkwüchsig und entwickeln sich eher strauchartig. Auch das Blühen beginnt bei Efeu erst mit dem Alter von ungefähr acht bis zehn Jahren. Als einer der wenigen Herbstblüher sind die farblich unscheinbaren, aber in einer Vielzahl vorhandenen Blüten eine wichtige Nektarquelle für Bienen und Insekten. Die Frucht ist zuerst grünlichgelb. Im nächsten Frühjahr zur Reife sind sie schwarzblau. Diese Altersform ist auch als «eigenständige» Pflanze in den Hauenstein Gartencentern erhältlich. Sie wächst direkt vom Boden aus strauchig und kann als Unterpflanzung von Bäumen oder anderen schattigen Stellen verwendet werden.
Ob der Bewuchs durch Efeu einem Baum schadet oder nicht, kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. Grundsätzlich verursacht der Efeu aber keinen direkten Schaden, da er mit seinen Haftwurzeln die Rinde lediglich als Unterlage nutzt, aber nicht in das Holz eindringt. Er bezieht kein Wasser und keine Nährstoffe vom Baum.
In der Regel befindet sich das Efeulaub am Stamm und an den stärkeren Ästen, d.h. im Innern der Krone, sodass eine Reduzierung der Assimilationsleistung und ein Lichtmangel für den Baum zu vernachlässigen ist. Sobald aber Efeu seine Altersform bildet, mit den Trieben weg vom Stamm wächst und eine eigene Krone in der Krone des Baumes bildet, kann eine echte Konkurrenz auftreten. Dann kann auch das Gewicht stark zunehmen, was die Statik von besonders älteren und geschwächten Bäumen überfordern kann. Als Folge daraus können Bäume umstürzen oder einzelne grosse Äste abbrechen. Die grösste Gefahr entsteht im Winter durch Schnee oder Eisregen.
Gelegentlich werden absterbende oder abgestorbene Bäume nicht gefällt, sondern als Gerüst für Efeu genutzt. Diese «Efeubäume» können zwar eine optische und biologische Bereicherung des Gartens sein; in Abhängigkeit von der Zersetzungsgeschwindigkeit des Holzes sind sie aber nur von begrenzter Dauer. Eine regelmässige Kontrolle ist in solchen Fällen angebracht.
Wächst der Efeu zu ungestüm oder bedeckt er einen zu grossen Bereich der Krone, dann lässt er sich beliebig zurückschneiden. Nach einem Rückschnitt treibt er willig aus den alten Trieben wieder aus. Damit lässt sich ein Efeu über viele Jahre im Zaun halten, ohne dass der Baum zu stark überwachsen wird.
Nicht zuletzt sind von Efeu bewachsene Bäume, neben der optischen Verschönerung, für die Ökologie sehr wertvoll: Sie bieten Lebensraum und Nahrung für viele Vögel, Insekten, Käfer und mehr.
P.S. Wussten Sie, dass Efeu am Boden und im Schatten die Jugendform jahrzehntelang behält? Nur wenn er klettern kann und ans Licht kommt, entwickelt sich die blühende und fruchtende Altersform mit den herzförmigen Blättern.