Wenn es um den Duft der Rosen geht, so gibt es nur zwei Möglichkeiten des Beschriebs: blumige Dichterworte oder die Sprache der Chemie. Um den Rosenduft zu beschreiben, fehlen in der täglichen Sprache ganz einfach die Worte. Es müssen häufig unzureichende Vergleiche herangezogen werden. Auch in der Wissenschaft ist der Geruchssinn bis heute der Sinn, der am wenigsten erforscht worden ist. In den Hochkulturen der Frühgeschichte war das Wissen um Pflanzendüfte und seine Anwendung lebendig und weit verbreitet. Seit der Industrialisierung ist ein grosser Teil dieser Kenntnisse verloren gegangen. Doch allmählich gewinnt der Geruchssinn wieder an Bedeutung. Die Erkenntnis, dass Düfte unmittelbar auf das Gehirn des Menschen einwirken und zur Heilung eingesetzt werden können, wird heute in der Aromatherapie erfolgreich eingesetzt.
Sowohl Rosen als auch andere Duftpflanzen verströmen ihren Duft mit der Absicht, Insekten anzulocken. Der Duft der Blüten zieht Käfer, Mücken, Schwebfliegen, Wespen, Hummeln, Honigbienen, aber auch Vögel und Fledermäuse an. Sie finden Nahrung in Form von Pollen und Nektar in der Blüte, bestäuben dabei gleichzeitig, jedoch unabsichtlich die Pflanze und sichern damit den Fortbestand der jeweiligen Pflanzenart.
Duftstoffe sind Substanzen mit sehr kleinen Molekülen. Der Geruchssinn des Menschen nimmt nur Düfte wahr, die ein geringeres Molekülgewicht als 295 haben. Im Laufe eines Tages ziehen Hunderte von Düften an der Nase vorbei, ohne dass das Riechfeld in der Nasenschleimhaut Signale ans Gehirn sendet. Wird jedoch ein besonderer Geruch wahrgenommen, so reagiert der Mensch mit einem intensiveren Schnüffeln. Dadurch können viel mehr Duftmoleküle aufgenommen werden als durch gewöhnliches Atmen. Der Duft wird richtiggehend erschnüffelt. Der Rosenduft verfügt über 450 bekannte und 120 noch unbekannte Bestandteile. Die Verteilung auf der Blüte ist sehr unterschiedlich: im äusseren Teil der Blüte ziehen Rosenalkohole – zu ihnen zählen Citronellol, Geraniol und Nerol – Bienen, Hummeln und Hornissen an. Auf andere Insekten wirken diese Stoffe hingegen abweisend.
Als nächstes geraten die bestäubenden Insekten in einen Phenyl-Ethanol- Rausch. Sie kriechen betäubt weiter in die Mitte der Rose, wo ihnen vertraute Gerüche entgegen kommen wie Eugenol und Citral. Das eher würzige, nelkenähnliche Eugenol und das Citral, ein warmer Zitrusduft, sind verwandt mit Düften, wie sie auch in Bienenstöcken vorkommen. Sie wedeln mit ihren Körpern und streifen den Pollen anderer Blüten ab, so dass es zur Bestäubung kommt. Der Duft der Rose hat ausschliesslich das Ziel, Insekten zur Bestäubung anzuziehen. Obwohl Bienen die Farbe Rot nicht wahrnehmen können, fliegen sie auch auf rote Rosen, da sie vom Duft und nicht von der Farbe angezogen werden.
Ob alte Rosen intensiver duften als neue, wie dies oft behauptet wird, kann nicht bestätigt werden. Es gibt bei allen Kategorien – von den Wildrosen über Kletterrosen bis zu den Edelrosen – solche die stärker, andere die schwächer oder gar nicht duften.
Eine Untersuchung (W.E. Lammerts und G.Krüssmann) hat ergeben, dass 20 Prozent der alten Sorten einen starken Duft verströmen. 25 Prozent sind ohne Duft und die übrigen 55 Prozent verbreiten einen schwachen Duft. Dabei können diese Düfte, insbesondere die schwachen nicht von allen Menschen wahrgenommen werden.
Laut einer Studie von N.F. Miller können bei Rosen 25 Arten von Duft unterschieden werden. Je nach Sorte ist die Zusammensetzung unterschiedlich. Duftnoten von Kresse, Iris, Veilchen, Apfel, Zitrone, Klee, Orange, Moos, Honig, Wein, Himbeere, Pfeffer und verschiedene andere können unter Umständen ausgemacht werden. Im Rosenkatalog von Hauenstein ist bei jeder Sorte aufgeführt, ob und wie stark sie duftet. Die Duftnoten sind absichtlich nicht detailliert aufgeführt, da die Wahrnehmung von Düften individuell unterschiedlich sein kann.
Nur vollständig geöffnete Blüten verströmen den Rosenduft, der wiederum von der Sorte abhängt, von Klima, Standort, Anbau, Wetter und Pflückzeit beeinflusst wird. Für die Herstellung ätherischer Öle, die mit Wasser-Destillation gewonnen werden, werden die Damaszener-Rose (Rosa x damascena) und die Kohl-Rose (Rosa centifolia) angebaut.
Die Kohl-Rose wird auch in der Medizin angewandt als Mittel gegen Durchfall, Ruhr, Lungenkatarrh, als Mund-, Augen- und Gurgelwasser oder in Teemischungen. Die Damaszener-Rose wird ausschliesslich für die Gewinnung verschiedener Qualitäten Rosenöl angebaut. Das Hauptanbaugebiet liegt im Süden Bulgariens. In der Parfümindustrie, für kosmetische Produkte, aber auch in der Lebensmittel-Industrie wird echter oder vermeintlich echter Rosenduft häufig verwendet.
In der islamischen Kultur spielten Düfte und insbesondere auch die Rose eine wichtige Rolle. Sie sei aus einem Schweisstropfen des Propheten Mohammeds entstanden als dieser zum Himmel auffuhr. Destilliertes Rosenwasser war im 8./9. Jahrhundert ein wichtiges Exportgut der Perser. In der arabischen Medizin wurde Rosenwasser als Augenheilmittel eingesetzt und bei Verdauungsstörungen wurde Rosenzucker verschrieben. Rosenwasser wurde zur Reinigung eingesetzt und Gäste zur Begrüssung damit besprengt.
Die Alten Griechen galten als Meister in der Erfindung von Rezepten gegen den Kater, dabei kannten sie auch eines mit Rosenblättern. Die Blätter wurden zu einem Kranz geflochten, der auf den Kopf gelegt wurde. Ob es wohl gewirkt hat?
Rosen sprechen wie keine andere Pflanze die Sinne des Menschen an: ihr Duft betört, die Blüten bezaubern durch ihre Form und Farbe. Deshalb werden sie in jedem Garten – und sei er noch so klein – gerne gepflanzt. Ein Spaziergang wird zu einem sinnlichen Erlebnis: mit der Nase an einer geöffneten Rosenblüte riechen mit der Hand durch den blühenden Lavendel streifen und sich einfach den verschiedenen Düften hingeben. Was gibt es schöneres an einem Sommertag, als die Düfte der blühenden Rosen und ihren Begleitern zu geniessen?
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