Wildstauden für den Topfgarten

Wildstauden haben viele Reize, doch nicht jede Art eignet sich für die Kultur in Kübeln. Entscheidend sind eher kompaktes Wachstum, eine gute Trockenheitsresistenz und Hitzeverträglichkeit. Richtig ausgewählt, können die taffen Pflanzen ihren ganzen Charme ausspielen – sehr zur Freude des Menschen und der Insektenwelt.

Diese Selektion der Berg-Flockenblume blüht im Mai und eignet sich gut für eine Pflanzung im Kübel.
Diese Selektion der Berg-Flockenblume blüht im Mai und eignet sich gut für eine Pflanzung im Kübel.

Wenn man Pflanzgefässe als Lebensraum betrachtet, was fällt auf? Dass sie Extremstandorte sind. Viel Sonnenschein, extreme Trockenheit, Wind und starke Temperaturunterschiede: Eine Pflanze muss einiges aushalten, um sich hier zu entfalten. In der Natur finden wir solche Verhältnisse auf Felsen, in Steppen und auf trockenen Magerwiesen. Kaum überraschend, dass viele der Wildstauden, die sich für die Topfkultur eignen, ursprünglich von solchen Standorten stammen. Und noch weniger erstaunt es, dass Wildstauden, die den Schatten bevorzugen, eher selten sind – die meisten kübelgeeigneten Arten benötigen zumindest einige Sonnenstunden am Tag, um optimal zu gedeihen.

Wildstaude im Topfgarten: Was braucht es?

Horstiger, kompakter Wuchs und eine Freude an viel Sonnenschein: Das sind Kriterien, die Wildstauden für die Kübelkultur auszeichnen. Hinzu kommt eine gewisse Trockenheitsresistenz, denn Gefässe trocknen schneller aus als Gartenbeete. Stauden wie die astlose Graslilie (Anthericum liliago) oder die Berg-Flockenblume (Centaurea montana) – beide blühen im Mai – sind würdige Kandidaten. Blutwurz (Potentilla erecta) und Quirliger Salbei (Salvia verticillata) dürfen nicht fehlen: Da sie erst im Sommer ihre Blüten öffnen, sind sie für späte Insekten von grosser Bedeutung. Zu den flach wachsenden, bodendeckenden bzw. polsterbildenden Arten gehören unter anderem Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifolia), Felsen-Steinkraut (Alyssum montanum), Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea) und Alpen-Leinkraut (Linaria alpina). Höher hinaus wollen Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon) und Wiesensalbei (Salvia pratensis) – beide mit ihren aussergewöhnlichen Blütenständen eine Freude fürs Auge. Schöne Ergänzungen zum Wiesensalbei aus der heimischen Pflanzenwelt sind die Wilde Möhre (Daucus carota) und der Mittlere Wegerich (Plantago media), die etwas später und bis in den Herbst hinein blühen – auch sie wichtige Nektarlieferanten für bestäubende Insekten.

Mit Duft bezirzen

Das Plus für die menschliche Nase – und auch für die italienische Tomatensauce – sind Pflanzen wie der Feldthymian (Thymus pulegioides), dessen Matten ab Juni mit unzähligen purpurvioletten Blütchen übersät sind, Quendel (Thymus serpyllum) – auch er im Hochsommer ein Blühspektakel – oder der Wilde Majoran (Origanum vulgare). Sie sollten im Frühjahr zurückgeschnitten werden, damit sie nicht verholzen und schön dicht bleiben. Eine olfaktorische Sensation darf erleben, wer den Diptam (Dictamnus albus) pflanzt. Die ganze Pflanze riecht intensiv nach frischer Zitrone, was Bienen, Hummeln und Schwebfliegen von nah und fern anlockt – leider auch Schnecken. In der Schweiz findet man den Diptam nur noch an wenigen Naturstandorten. Umso wichtiger, der Pflanze, die sich von Jahr zu Jahr prächtiger entwickelt, einen Sonderplatz im Topfgarten zu gewähren. Warum man den Diptam auch als «brennenden Busch» kennt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Gegen Hitze gewappnet

Gefässe heizen sich im Sommer stark auf. Wie hitzeverträglich eine Pflanze ist, ist oft anhand ihres Laubes erkennbar. Silbern und behaart ist dasjenige des Woll-Ziests (Stachys byzantina). Da es das Licht reflektiert und wenig Fläche für Verdunstung bietet, ist die Blattschmuckstaude besonders hitzeresistent. Auch Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) und Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) kommen gut mit wenig Wasser klar – Letzterer darf sich als sukkulente Pflanze als echten Trockenheitskünstler bezeichnen, denn er speichert das Wasser in seinen Pflanzenteilen. Die Astlose Graslilie (Anthericum liliago) begegnet Sonne und wenig Niederschlag mit schmalen, linealen Blätter – auch sie ist eine empfehlenswerte Kandidatin für alle, die für duftende Pflanzen schwärmen.

Warum das Substrat so wichtig ist

Was diese Pflanzen eint, ist der Wunsch nach viel Sonne. Hinzu kommen die Ansprüche ans Substrat: Die meisten benötigen eines, das sehr gut durchlässig ist und einen hohen mineralischen Anteil aufweist, beispielsweise gebrochenen Blähton, Sand, Kies, Lava-Bims oder ähnliches. Ein Spezial-Pflanzsubstrat ist daher unbedingt zu empfehlen. Zusätzlich sollte für einen guten Wasserabzug gesorgt sein. Eine Schicht Blähton zuunterst im Pflanzgefäss eingefügt und durch ein Wurzelvlies vom Substrat getrennt, verhindert Staunässe.

Eine Übersicht geeigneter Wildstauden für den Topfgarten finden Sie hier. Dort dürfen Sie auch die Arten kennenlernen, die mit weniger Sonne gedeihen. Allerdings: Ist der Standort sehr schattig, sind insektenfreundliche Gehölze oder schattenverträgliche Farne die bessere Wahl.

Diese Selektion der Berg-Flockenblume blüht im Mai und eignet sich gut für eine Pflanzung im Kübel.
Diese Selektion der Berg-Flockenblume blüht im Mai und eignet sich gut für eine Pflanzung im Kübel.
Der Diptam begeistert nicht nur durch sein Erscheinungsbild, sondern auch mit seinem Duft.
Der Diptam begeistert nicht nur durch sein Erscheinungsbild, sondern auch mit seinem Duft.
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