Früher, als zu jedem Haus ein Gemüsegarten gehörte und dieser den Menüplan bestimmte, wurden die Beete vor dem Winter umgegraben. Das war einfach so, da gab es keine Diskussionen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Mit zunehmendem Verständnis und Bewusstsein über die ökologischen Zusammenhänge der Natur, geriet das Umgraben in die Schlagzeilen und wurde ein heiss diskutiertes Thema. Vorweggenommen sei gesagt, es gibt weder richtig noch falsch. Umgraben oder eben nicht, beides hat seine Berechtigung.
Im Boden steckt unglaublich viel Leben, 1 Gramm humusreiche Erde beherbergt über 1 Milliarde Bodenlebewesen! Die wenigsten dieser Lebewesen sind für das Auge sichtbar, der Grossteil ist mikroskopisch klein. Die Bodenorganismen werden in Bodenflora und Bodenfauna aufgeteilt. Der Regenwurm ist sicherlich der prominenteste Vertreter der Bodenfauna. Die Anzahl der Regenwürmer ist ein zuverlässiger Indikator in punkto Bodenqualität, je mehr um so besser!
Spricht man von einem gesunden, humusreichen Boden, so sind eben diese Organismen dafür verantwortlich. Erst sie machen die Erde fruchtbar. Das Leben im Boden ist perfekt organisiert und wohl geordnet. All die verschiedenen Mikroorganismen sind Spezialisten und haben ihr entsprechendes Zuhause, das heisst ihre Bodenschicht, wo sie ihren so wichtigen Arbeiten nachgehen.
Für einen erfolgreichen Pflanzenanbau gilt es, dieses Wissen zu beherzigen und somit für die Bodenlebewesen ideale Bedingungen zu schaffen. Wird nun im Spätherbst die Erde umgegraben, so wird dieses Ökosystem sprichwörtlich auf den Kopf gestellt. Luftliebende Organismen ersticken durch Sauerstoffmangel in tieferen Schichten. Andere Lebewesen werden dem für sie tödlichen Sauerstoff ausgesetzt, weil sie von unten gebracht worden sind. Dank ihrer Regenerationsfähigkeit sind die Bodenlebewesen in der Lage, die natürliche Ordnung wieder herzustellen, was aber doch seine Zeit in Anspruch nimmt. Organisches Material, das von der Oberfläche tief in den Boden gelangt, wird dort wesentlich längere Zeit benötigen, bis es verrottet und zersetzt worden ist.
Diese Zusammenhänge sprechen für eine "sanfte" Bodenpflege. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, beziehungsweise Werkzeuge, um den Boden zu lockern. Einfach geht es mit der Grabgabel: Einstechen, hin und her bewegen und wieder herausziehen. Auch die Garten-Kralle lässt sich gut verwenden.
Aber auch das ist kein Muss! Wird ein Boden das ganze Jahr über gepflegt und gehegt, das heisst immer mit organischem Material abgedeckt, so wird sich die Arbeit vor der Winterruhe auf die Bedeckung des Bodens beschränken. Eine geschlossene Bepflanzung hat die gleichen Vorzüge wie eine Mulchschicht. Das Blätterdach der Pflanzen beschattet und schützt das Erdreich vor extremen Witterungseinflüssen, wie Wind, Regen und Sonne. Die Natur, insbesondere der Wald, ist der beste Lehrmeister in punkto Bodenpflege. Da gräbt niemand den Boden um, vielleicht mal ein paar Wildschweine, die ordentlich wühlen und graben. Trotzdem sind Waldböden sehr locker und fruchtbar.
Wenn auch vieles für ein bequemes, rückenfreundliches Ende des Gartenjahres spricht, so gibt es doch gute Gründe, die Grabgabel oder den Spaten zu packen.
Schwere Lehmböden oder auch durch Baumaschinen verdichtete Böden machen einem das Gärtnern nicht leicht. Um solche Böden in fruchtbare, humusreiche Erde mit einer guten krümeligen Struktur zu verwandeln, ist das Umgraben ein sehr gutes Hilfsmittel. Eigentlich handelt es sich dabei auch um einen natürlichen, physikalischen Vorgang, den man sich dabei zunutze macht. Das in den groben Schollen gespeicherte Wasser dehnt sich durch Frost aus, sprengt und zerkleinert dabei die schweren Erdbrocken. Dies wird auch "Frostgare" genannt. Der Boden lässt sich so im Frühling viel einfacher bearbeiten. Die Struktur des Bodens wird sich stetig verbessern, so dass nach ein paar Jahren ganz auf das Umgraben verzichtet werden kann.
Nach dem Umgraben sollte der Boden mit einer Mulchschicht bedeckt werden. Das kann eine dünne Laubschicht sein, der letzte Rasenabschnitt oder beides gemischt, Kompost oder gehäckseltes Stroh. Der Boden kann so problemloser die Winterniederschläge aufnehmen ohne zu verschlämmen. Die Nährstoffe werden weniger ausgewaschen und gleichzeitig dient die Mulchschicht als Nahrungsquelle für die Bodenlebewesen.
Immer wieder erwähnen wir die Bedeutung einer Bodenabdeckung, eben der so genannten Mulchschicht. Sehr interessant und erwähnenswert ist beim Mulchen aber auch die Zeitersparnis. Es muss viel weniger gegossen werden, der Boden muss weniger bearbeitet werden, Unkrautwuchs wird unterdrückt, die Pflanzen wachsen besser und sind gesünder! Statt die Zeit mit Giesskannen schleppen oder Unkraut jäten zu vertun, kann man diese Zeit im Liegestuhl verbringen und den Garten aus der gemütlichen Perspektive betrachten und geniessen – Mulch sei Dank! Genaueres über das Mulchen zwischen Pflanzen finden Sie anschaulich und detailliert im Video.