Stauden überzeugen als Sichtschutz und gestalterisches Element ebenso gut wie Gehölzhecken. Sie sind für kleinere und grössere private Gärten wie auch öffentliche Anlagen eine kreative Lösung. Vorteile sind ihr Artenreichtum, Ihre Blütenvielfalt, ihre hohe jahreszeitliche Dynamik, ihr geringer Grenzabstand und ihr hoher ökologischer Wert. An der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wädenswil (ZHAW) wurden Staudenhecken entwickelt und über Jahre auf Standfestigkeit, Sichtschutz und ästhetische Wirkung getestet. Die Resultate sind praxistauglich, attraktiv und pflegearm.
Staudenhecken können gleiche Funktionen übernehmen wie die Gehölzhecken. Sie sind Sichtschutz, Raumbildner und Grenzmarkierung. Mit rund 80 cm Breite benötigen sie wenig Platz. Die Länge kann frei gewählt werden. Da die Hecke im Frühjahr bodeneben abgeschnitten wird, verlangt der Gesetzgeber keine Grenzabstände. Damit ist der Platzbedarf auf ein Minimum reduziert. Für ein langfristig gutes Einvernehmen empfehlen wir, trotzdem den Nachbar vorgängig zu orientieren. Vielleicht ergibt sich sogar ein gemeinsames Projekt direkt auf der Grenze.
Ähnlich wie bei den Staudenmischungen, welche flächig gepflanzt werden, setzen sich die Staudenhecken auch aus verschiedenen Staudengruppen zusammen. Jede dieser Gruppen hat ihre spezifische Aufgabe. So gibt es die äusserst standfesten Gerüstbildner (Leitstauden), welche der Hecke die architektonische Struktur geben. Sie sind in der Regel stark wachsend, können bis 200 cm hoch werden und präsentieren mit ihren Blüten vom Frühsommer bis zum Herbst. Während den kahlen Wintermonaten, insbesondere, wenn Raureif oder Schnee sie ziert, kommt der Reiz der Samenstände perfekt hervor. Verblüffend ist gerade ihre Standfestigkeit, auch bei grösseren Schneemengen. Begleitstauden (Gruppenstauden) und Bodendecker werden an den Rändern entlang eingesetzt. Sie werden in dieser Verwendung auch als Schleppstauden betitelt. Die berühmte englische Staudengärtnerin Gertrude Jekyll (*1843 – †1932) hat es vor vielen Jahren bereits vorgemacht. Sie hat entlang jeder englischen Rabatte Schleppstauden gepflanzt. Diese runden eine Rabatte ästhetisch vortrefflich ab und halten das Unkraut auf einem Minimum. Zu beachten gilt, dass sie übers Beet (Staudenhecke) hinaus hängen dürfen und nicht am Rand abgeschnitten werden sollten. So wirken sie am besten.
Relativ kurzlebige Stauden übernehmen in den ersten zwei Jahren Funktionen der sich langsamer entwickelnden Gerüstbildner und Schleppstauden. Sie sind bereits im ersten Jahr Raum bildend und mit ihren Blattrosetten decken sie den noch offenen Boden sehr gut ab. So hat das Unkraut wenige Chancen, überhandzunehmen.
Die Zwiebelpflanzen läuten im Frühjahr den Start ein. Sie entwickeln sich und blühen, wenn viele andere Stauden noch nicht oder erst zaghaft austreiben. Damit übernehmen sie eine sehr wichtige Funktion im Frühjahr.
Als Fazit kann festgehalten werden, dass Staudenhecken eine echte Alternative zu herkömmlichen Gehölzhecken sind. Sie überzeugen im ästhetischen Bereich, wie zum Beispiel Blütenvielfalt, Herbstfärbung, Texturen und Habitus. Alle Pflanzen zusammen ergänzen sich mit individuellen Lebensformen, Wuchshöhen und Ausbreitungsdrang zu einem weitgehend sich selbst regulierendem System. Sie sind gleichzeitig ein attraktiver Sichtschutz und Raumbildner für kleinere und grössere Gärten. Auch für öffentliche Anlagen eröffnen sie neue Möglichkeiten. Kurzum, diese Pflanzkonzepte verbinden Attraktivität mit geringem Pflegeaufwand.
Für alle Staudenhecken empfehlen wir einen sonnigen Standort, eventuell leicht halbschattig. Wenn es zu schattig ist, dann entwickeln sich verschiedene Pflanzen nicht wunschgemäss. Auch die Standfestigkeit, insbesondere der Gerüstbildner, verringert sich.
Staudenhecken gedeihen in jedem normalen, tiefgründigen, humosen Gartenboden. Sie sind diesbezüglich nicht sehr anspruchsvoll. Eine wichtige Voraussetzung ist, wie grundsätzlich bei allen Neupflanzungen, eine gute Bodenvorbereitung. Die Erde muss frei von Wurzelunkräutern, wie zum Beispiel Quecke (Elymus), Winde (Convolvulus) oder Ackerschachtelhalm (Equisetum) sein. Verdichtete Böden müssen sehr gut gelockert werden. Schwere Böden (Lehmböden) lassen sich mit Sand, Splitt oder feinem Kies auflockern. Dabei ist eine gute Durchmischung sehr wichtig. Das erreicht man am besten mit mehrmaligem, maschinellem hacken mit einer Bodenfräse. Eine Grunddüngung mit organischem Material, wie zum Beispiel Kompost oder Hornspäne, ist nur bei sehr nährstoffarmen Böden (Sandboden) zu empfehlen.
Die nie völlig identischen Wuchsbedingungen an verschiedenen Standorten, wie zum Beispiel Bodenart, Sonneneinstrahlung, Wasser- und Nährstoffversorgung, können trotz gleicher Ausgangssortimente zu teilweise unterschiedlichen Entwicklungen respektive Vegetationsbildern führen.
Die Pflanzung der Stauden erfolgt am besten nach einem festen Ablauf. Zuerst werden die Stauden auf der Fläche ausgelegt. So können noch Korrekturen vorgenommen werden, falls es gegen den Schluss nicht ganz passt. Dabei werden die Stauden nach der Reihenfolge ihrer Funktion, beginnend mit den Gerüststauden (Leitstauden), ausgelegt. Für Beete, die auf beiden Längsseiten einsehbar sind, werden die Gerüststauden unregelmässig in einem Band entlang der Mitte platziert. Damit erreicht man eine relativ natürliche Anordnung. Sollte die Hecke nur von einer Längsseite einsehbar sein, wie zum Bespiel entlang eines Zaunes oder einer Mauer, dann werden die Gerüststauden in einem Band entlang der Mitte und im entfernten Randbereich platziert.
Die Schleppstauden (Gruppenstauden, Begleitstauden) werden bevorzugt entlang der Ränder und, wenn nötig, in den grösseren Zwischenräumen über das ganze Beet verteilt.
Zu beachten gilt, dass die Zwiebeln erst ausgelegt werden, wenn alle anderen Stauden gepflanzt sind! Sie werden in lockeren Tuffs von 10 bis 100 Stück über die ganze Fläche angeordnet.
Sind alle Stauden verteilt, kann mit dem Pflanzen begonnen werden. Um ein optimales Wachstum zu gewährleisten, sind folgende Punkte zu beachten:
Die Pflegeintensität kann bei optimaler Bodenvorbereitung und plangemässer Umsetzung des Pflanzkonzepts stark reduziert werden. Auch hier ist entscheidend, dass zeitgerecht eingegriffen wird, zum Beispiel Unkräuter ausjäten, bevor sie im Samenstadium sind. Darum empfehlen wir eine kontinuierliche Pflege. Eine Pflege in grösseren Abständen kann zu stärkerem Unkrautdruck führen. Nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Pflegeschritte, welche Staudenhecken ergeben:
In der Anwachsphase, das heisst im ersten Jahr, müssen die Pflanzungen den Bedürfnissen entsprechend gegossen werden. Später soll nur in extremen Ausnahmesituationen zusätzlich gewässert werden. Dabei ist zu beachten, dass besser einmal durchdringend gewässert wird, als nur kurz und öfters.
Es gibt verschiedene, von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wädenswil (ZHAW) erprobte und optimierte Staudenhecken. Alle sind für sonnige Standorte konzipiert. Dabei ist auch die "Naschstaudenhecke", bei der Himbeeren und Walderdbeeren geerntet werden können.